7. Welche Bedeutung haben Parasiten als Krankheitserreger, welche Rolle spielen Ektoparasiten als Krankheitsüberträger?
7.2 Prozesse der Krankheitsentstehung

Unsere Kenntnisse über die Krankheitsentstehung (Pathogenese) sind bei vielen Infektionskrankheiten noch lückenhaft. Am besten bekannt sind die direkten Effekte von Exotoxinen verschiedener bakterieller Krankheitserreger auf den Wirt (als Beispiel: Cholera-Toxin und wässrige Durchfälle).

Bei unserem Modellparasiten Giardia lamblia, der bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts als nicht pathogen beschrieben wurde, scheinen multifaktorielle Prozesse die schweren Krankheitssymptome mit chronischen Durchfällen (Schädigung der Darmmukosa, siehe unteres rechtes Bild) und beeinträchtigte Nahrungsaufnahme (sog. Malabsorption) zu bedingen. Zur Diskussion stehen direkte Wirkungen des (nicht invasiven) Parasiten, sezernierte Parasitenprodukte (wie etwa Proteasen), begleitende Darminfekte und krankmachende Immunprozesse (Entzündung der Darmmukosa). Im Normalfall erfolgt nach einer akuten Diarrhoe eine klinische Heilung, und solche "gesunden Zystenausscheider" spielen eine wichtige Rolle bei der Weiterverbreitung des Parasiten.

Trophozoit von Giardia lamblia im Dünndarm

Atrophie der Darmmikrovilli nach Befall mit Giardia lamblia

Auch bei der tropischen Malaria sind wir noch im Unklaren, wie es zu dem breiten Spektrum der Krankheit — von Grippe-ähnlichen Zuständen bis zu lebensbedrohenden Organausfällen — kommt. Wären die Risikofaktoren der Krankheitsentstehung besser bekannt, liesse sich die Mortalität (1 bis 2%) durch vorbeugende Massnahmen reduzieren.