5.2.7 Schistosoma mansoni
Schauen Sie sich vorgängig die Kapitel 3 und 4 dieses Modellparasiten nochmals an. Schistosomen sind komplexe Metazoen, also völlig andere Zielobjekte für das Abwehrsystem des Wirtes als einzellige Parasiten. Schistosomen machen eine Morphogenese im Wirt: Haut-Schistosomulae wandeln sich in Lungen-Schistosomulae um und reifen schliesslich in der Leber zu geschlechtsreifen Adulttieren. Ein weiteres Stadium, dem das Immunsystem ausgesetzt wird, sind die Eier. Diese sind für die Ausprägung einer dominanten Th2-Immunantwort mitverantwortlich.
Fragen zu Evasionsstrategien von Schistosomen |
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Welche Ausprägung der T Zell-Antworten wird bei den meisten Metazoen-Parasiten (Helminthen) ausgelöst? Antwort |
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Wie können Schistosomulae durch die Wirtsabwehr zerstört werden? Antwort |
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Was ist eine notwendige Voraussetzung, um eine ADCC-Reaktion auszulösen? Antwort |
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Welche Wirtszellen sind bei ADCC-Reaktionen gegen Schistosomulae involviert? Antwort |
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Bei Schistosomen wird die Tegumentoberfläche ständig erneuert. Welche Konsequenzen hat dies? Antwort |
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An den Wirt adaptierte Schistosomen lagern Wirtsantigene in ihre Oberfläche ein. Wie nennt man diesen Evasionsmechanismus? Antwort |
Zusammenfassung: Für Schistosomen werden also folgende Evasionsstrategien postuliert:
Evasionsstrategie |
Bemerkungen |
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Von Bedeutung
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Blockierung von Effektormechanismen |
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Maskierung durch Wirtsantigene |
Verschiedene Serumproteine und Blutgruppenantigene interagieren mit der Wurmoberfläche |
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Antigenes Mimikry (Wirtsähnliche Antigene) |
Gewisse Antigenmoleküle gleichen den homologen Wirtsmolekülen |
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Induktion einer Immunmodulation des Wirtes |
Th1-Imunantworten werden geschwächt |
In erster Linie handelt es sich – im Gegensatz zu vielen Mikroparasiten – um Th2-Immunantworten. Modulierung der Immunantwort: Die Schistosomen beeinflussen dank ihrer dauernden Antigenstimulation und der Sekretion von immunmodulierende Substanzen die Wirksamkeit des Immunsystems. Kürzlich konnte gezeigt werden, dass vom Parasiten stammendes Prostaglandin D2 die Wanderung von Langerhans Zellen in den drainierenden Lymphknoten verhindert. Morphin- und Codein-ähnliche Moleküle werden von Schistosomen sezerniert. Diese Opiate haben hemmende Wirkung auf verschiedene Zellen der Wirtsabwehr: Sie hemmen die Phagozytosefähigkeit der Makrophagen, hemmen die Antikörper-Produktion von B-Zellen, die Zytotoxizität von NK-Zellen wie auch die Th1 Immunantwort.
Ak-vermittelte
zelluläre Abwehrmechanismen (sog. ADCC-Reaktionen
= „Antibody-dependent cellular cytotoxicity") spielen bei Helminthen
eine wichtige Rolle.
Unsere Kenntnisse beruhen insbesondere auf in vitro Experimenten, bei welchen
verschiedene Wirtszelltypen in Gegenwart von Immunseren mit Schistosomulae
interagieren, andererseits auf Befunden mit Labormäusen.
Es braucht spezifische Antikörper gegen die Oberfläche der Schistosomulae. Je nach Ak-Isotyp oder -Subklasse können dann verschiedene Wirtszellen an die Schistosomulae adhärieren.
Neben
neutrophilen Granulozyten und Makrophagen sind dies in erster Linie eosinophile
Granulozyten, die durch Exozytose den Inhalt ihrer Grana mit der Wurmoberfläche
in Kontakt bringen. Die darin enthaltenen basischen Proteine (u.a. MBP="major
basic protein" und andere kationische Proteine) schädigen Zellmembranen
und können Schistosomulae zerstören. Diese Prozesse schädigen
aber gleichzeitig das Wirtsgewebe! Ob und wieweit ADCC-Reaktionen in vivo
eine Rolle spielen, ist zurzeit in Diskussion.
Durch
die laufende Erneuerung der Wurmoberfläche werden Abwehrmoleküle
neutralisiert. Ausserdem können interagierende Antikörper durch
sezernierte Enzyme, welche den Fc-Teil abspalten unschädlich gemacht
werden.
Maskierung
mit Wirtsantigenen:
Nachgewiesen wurden verschiedene Serumeiweisse, Blutgruppen-Antigene und
MHC-Moleküle. Belegt wurde diese Hypothese durch Transferexperimente
zwischen verschiedenen Wirtsarten. Heute ist man sich über die Schutzwirkung
durch Wirtsantigene weniger sicher.