Virusausbreitung

2. Generalisierte Infektionen

Generalisierte Infektionen entstehen entweder über (A) lymphohämatogene oder (B) neurogene Ausbreitung

A lymphohämatogene Ausbreitung

Am Eintrittsort (Haut, Schleimhäute) können Langerhans-Zellen und Makrophagen effizient Viren aufnehmen und mit diesen zu den nächstgelegenen Lymphknoten wandern. Dort präsentieren sie an ihrer Oberfläche MHC-Peptidkomplexe und stimulieren Zytokin-vermittelt T-Lymphozyten (CD4- und CD8-positive) sowie B-Lymphozyten zur Proliferation und aktivieren Makrophagen. Diese Phänomene bilden die Ursachen für Lymphknotenschwellungen.

In den Lymphknoten können viele Zellen durch die Viren infiziert werden, und die Virusreplikation führt zu einer primären Virämie, während der gewisse Virus-Spezies die Lymphknoten verlassen und sich über die Lymphe und über das Blut im Organismus ausbreiten (generalisierte Infektion). Andere Virus-Arten bleiben Zell-assoziiert und können durch infizierte Zellen im Körper verbreitet werden (Bsp. HIV in CD4-T-Zellen und Makrophagen). In beiden Fällen erreichen die Viren das retikulohistiozytäre System, wo sie sich meist stark vermehren, was zu einer meist markanten sekundären Virämie Anlass gibt. Erst dann finden die einzelnen Virus-Arten ihre Endreplikations-Zielgewebe, wo sie dann die organtypischen Symptome hervorrufen.

Organmanifestation der Infektion

Bevor die lymphohämatogen verbreiteten Viren in ihre Zielorgane eindringen, vermehren sie sich jeweils in den Endothelzellen, welche die Innenseite der Blut- und Lymphgefässe auskleiden. Von dort aus gelangen sie entweder als freie Viruspartikel oder an Makrophagen, CD4-T-Zellen oder Granulozyten gebunden zwischen den Endothelzellen hindurch ins spezifische Zielgewebe. Die auf Grund der starken Virusreplikation entstehende hohe Fremdproteinkonzentration lockt Immunzellen an den Infektionsherd im Organ, die über Zytokinausschüttung eine massive Entzündunsreaktion auslösen können.

Generalisierte Infektionen Zielzellen Erkrankung (Beispiele)
Masernviren Haut Hautexanthem
Herpes-simplex-Virus Haut, Mundschleimhaut Labial-/Genital-Herpes, Fieberbläschen
Rubellaviren Haut Röteln
Hepatitisviren Hepatozyten Hepatitis (Gelbsucht)
FSME-Viren ZNS Frühsommer-Meningoenzephalitis
Humane Immundefizienz-Viren CD4-pos. T-Zellen, Makrophagen Immunschwäche, AIDS