5.4 Ausbildung komplexer Lebenszyklen
5.4.6 Evolutionshypothese zu den Nematodenzyklen

Man nimmt an, dass parasitische Nematoden von Bodennematoden abstammen, die sich im Laufe der Evolution an Invertebraten- und Vertebratenwirte angepasst haben. Noch heute zeigen viele Nematoden Übergänge von freilebender über fakultativ parasitischer bis hin zu obligat parasitischer Lebensweise.

  • Beim Unterstamm der Adenophorea (Aphasmidia) haben die Mermithiden den Larvalparasitismus bei Insekten entwickelt. Andere Adenophorea wurden Endoparasiten bei Anneliden, aber auch bei Vertebraten, z.B. Trichinella spiralis beim Menschen.
  • Die Vertreter der Secernentea (Phasmidia) besitzen ein weites parasitisches Spektrum: Sie richten als Pflanzen-, Nutztier- und Menschenparasiten (Bsp. Ancylostoma) einen grossen Schaden an.

Evolution von 2-Wirte-Nematodenzyklen

Nur wenige Nematodenarten haben 2-Wirte-Zyklen entwickelt, darunter Vertreter der Filarioidea (Filarien beim Menschen) und gewisse Spiruroidea. Diese haben neben einem Vertebraten-Endwirt einen Invertebraten-Zwischenwirt. Es wird diskutiert, ob sie ursprünglich Invertebraten- oder Vertebratenparasiten waren, die sich später an einen zweiten Wirt adaptiert haben.

Auf einen Ursprung als Vertebratenparasiten weisen altertümliche Spiruroiden-Vertreter hin (Rhabdochina-Arten), bei denen der Invertebratenwirt mittels Phoresie oder fakultativem Parasitismus lediglich zur Dissemination "missbraucht" wird. Auf der anderen Seite gibt es seltene Arten, die als Larvalparasiten Krebse befallen, und bei denen kein Vertebratenwirt bekannt ist (oder nie existiert hat?). Vielleicht sind auch beide Hypothesen richtig.